Ach, Leben
Lass uns doch
Etwas mehr Luft
Zum Durchatmen
Sodass sich
Unsere Brust
Wieder
Weiten kann
Lockern kann
Füllen kann
Sonst geht uns
Irgendwann
Die Puste aus
© Hannes Hartl, 22. Juli 2019
Ach, Leben
Lass uns doch
Etwas mehr Luft
Zum Durchatmen
Sodass sich
Unsere Brust
Wieder
Weiten kann
Lockern kann
Füllen kann
Sonst geht uns
Irgendwann
Die Puste aus
© Hannes Hartl, 22. Juli 2019
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Inspiriert vom Beitrag Fragen der lieben Tete:
Welche Fragen du
Stellst
Dem Leben ist es
Meist egal
Oft überschwemmt
Dich das Leben
Mit Antworten
Doch manchmal
Findet sich
Gar keine Antwort
Spüre in dir
Nach deinem Leben
Nach deinem Wesen
Nach deinem Weg
© Hannes Hartl, 17. u. 18. April 2019
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Linien und Flächen
Von Meister Leben
Auf die Leinwand
Des Zufalls geworfen
Ist es unser Blick
Der aus
Linien und Flächen
Ein Kunstwerk macht?
Sehen wir es hinein?
Denn was einer
Als Kunstwerk sieht
Ist vielleicht
Nur Schmutz
Auf einem Eimer
Doch die Schönheit
Ist auch ohne uns
Schon in der Welt
Ob wir hinsehen
Oder nicht
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Ich weiß nicht, wie es anderen Schreibenden damit geht, aber ich stehe immer wieder einer Angst gegenüber. Der Angst, irgendwann nichts mehr schreiben zu können. Der Angst, irgendwann alles geschrieben zu haben.
Meist kommt dann das Leben und schenkt mir eine neue Situation oder einen neuen Blickwinkel.
Doch warum diese Angst? Wo ich doch nicht auf das kreative Schreiben angewiesen bin. Die Betonung auf das kreative Schreiben mache ich deshalb, weil ich meinen Beruf als technischer Redakteur durchaus auf das Schreiben angewiesen bin. Aber das ist eine ganz andere Art des Schreibens.
Ich denke, das kreative Schreiben ist fast zu einer Art Sucht für mich geworden. Es aktiviert zumindest mein Belohnungssystem.
Vielleicht ist der Begriff ‚Sucht‘ falsch. Es lässt sich vermutlich eher so begreifen: Ich könnte ohne das Schreiben leben, wenn es motorisch nicht mehr ginge oder es mir per Androhung des Todes verboten würde. Doch dann hätte ich vermutlich trotzdem immer wieder neue Gedichte und Geschichten im Kopf. Es ist ein Teil von mir und wenn es wegfiele, wäre ich nicht mehr ganz. Es ist also die Angst etwas zu verlieren, was mich selbst ausmacht.
Aber zur Not schreib ich einfach über das Schreiben und warte auf das nächste Geschenk. ;)
© Hannes Hartl, 07. Dezember 2018
Eingeordnet unter In eigener Sache, Liebesschnipsel
Deine Bagger
Reißen Lücken in den
Lauf meines Tages
Deine Pläne
Wirbeln meinen Fahrplan
Gewaltig durcheinander
Deine Umleitungen
Zapfen meine
Energieleitungen an
© Hannes Hartl, 27. November 2018
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Seine Augen strahlten vor Vaterstolz, als Franz das Bündel in seinen Armen, in das seine frischgeborene Tochter eingewickelt war, betrachtete.
„Unglaublich, was für ein Zufall dazu geführt hat, dass es dich jetzt gibt. Wenn damals mein Bus nicht ausgefallen wäre, hätten deine Mutter und ich uns vielleicht niemals kennengelernt.“
Franz ging hinüber zu seiner erschöpft lächelnden Frau und strich ihr durchs Haar.
Sie antwortete:
„Es gibt keine Zufälle, Schatz.“
„Vielleicht nicht, wer weiß das schon. Aber Wunder gibt es. Schau sie dir an, dieses kleine Wunder!“
~
Stina legte zufrieden die Beine hoch, strich sich ein paar Holzspäne aus dem Gesicht und betrachtete ihr Tageswerk. Gerade als sie einen Schluck aus ihrer Teetasse nehmen wollte klingelte es an der Tür ihrer Werkstatt.
Sie stand auf und öffnete die Tür.
„Oh, hi, Ben. So spät noch unterwegs?“
Ben grinste verschmitzt.
„Ja, musste Überstunden im Büro machen und hab mir auf dem Heimweg gedacht, ich schau mal bei dir vorbei. Und da noch Licht brannte…“
„Ja, schön! Komm rein. Magst du auch nen Tee?“
Ben nickte und betrat die kleine, vollgestopfte Werkstatt.
„Mit Zucker, bitte.“
Stina verschwand in ihrem kleinen Kücheneck. Ben ging ehrfürchtig vor dem Tisch in die Knie, den Stina den ganzen Tag bearbeitet hatte.
„Mit den Beinen hast du dich mal wieder selbst übertroffen! Das kann vermutlich außer dir kaum noch jemand.“
„Danke. Ich bin echt froh über solche Aufträge. Ist mal was Anderes.“
Stina brachte Ben die Tasse und die Zuckerbox.
„Danke. Hach ja, Stinas gute, alte Teemischung namens Earl Grey“
Sie lachten. Während er sich eine ordentliche Portion Zucker in den Tee kippte fragte Ben:
„Und du hast die Entscheidung nie bereut?“
Stina zeigte im Raum herum.
„Das alles? Nein. Ja, es ist manchmal haarig mit dem Geld. Und ich bin manchmal total fertig. Aber stell dir nur mal vor, der Unfall wäre damals nie passiert. Ich würde vermutlich noch immer mit dem Bus durch die Gegend hetzen und mich von genervten Fahrgästen beschimpfen lassen. Das hier macht mich glücklich.“
~
Wieder eine Flasche leer. Mit bleischweren Lidern starrte Jost auf das Paket auf dem Tisch. Mit ungelenken Bewegungen versuchte er die leere Bierflasche nach dem Paket zu werfen. Statt das Paket zu treffen schlug die Flasche nur dumpf auf der hölzernen Tischplatte auf, rollte über die Kante und zerbarst am Boden.
„Mit dir hat alles angefangen.“, knurrte Jost in Richtung des Pakets.
Aus dem Nebenzimmer kam Andy, Josts Sohn, geeilt.
„Was machst du denn, Pa? Hast du dich verletzt?“
Andy schob Josts Rollstuhl vom Tisch weg.
„Nein. Und wenn schon. Was würde das noch ändern?“
Andy holte einen kleinen Besen und eine kleine Schaufel.
„Ja, Pa. Das haben wir jetzt ja schon oft genug besprochen. Hättest du das Paket am Abend vorher abgeholt, hättest du dich morgens nicht hetzen müssen und hättest den Bus nicht übersehen. Aber bedenke mal, dass du dann vielleicht nie erfahren hättest, dass Melina wieder in der Stadt ist. Sie hat dir übrigens eine Nachricht geschickt.“
In Josts müden Augen flammte der Hauch von Freude auf und ein gedankenvolles Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Was schreibt meine gute Melina?“
„Sie ist heute Oma geworden, eine Enkelin hat sie bekommen.“
© Hannes Hartl, 20./21. November 2018
Eingeordnet unter Kurzgeschichtliches, Liebesschnipsel
Dieser Beitrag wurde angekurbelt von Tete. ;)
Unser Leben erscheint mir
Wie ein rießiger Dominio-Day
Der noch aufgebaut wird
Während die Steine
Schon fallen
Eine kleine Entscheidung
Kann eine Kette
Erstaunlichster Reaktionen
Anstoßen
Andere Linien unseres Lebens
Verlaufen ins Leere
Oder stoppen abrupt
Auf halber Strecke
Einerseits wirkt es
Als sei alles
Ein großes Durcheinander
Das niemand überblickt
Dann aber
Hat man den Eindruck
Alles sei akribisch
Geplant und durchdacht
© Hannes Hartl, 16. November 2018
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
„Dann hast du wenigens etwas für’s Leben gelernt.“ Dieser Satz beschäftigt mich. Ich erinnere mich, diesen Satz als Kind gehört zu haben. Als Trost, wenn mal was ganz nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe.
Jetzt, als Erwachsener, verstehe ich auch besser, warum Menschen so etwas sagen. Ich verstehe, warum Fehler einem etwas beibringen können und dass man gestärkt aus Niederlagen herauskommen kann. Ich verstehe, dass es gut gemeinte Worte sein sollen, die das Positive betonen, anstatt nur das Negative zu beachten.
Aber da ist etwas, das mich an diesem Satz stört. Denn er klingt so, als wäre etwas für’s Leben lernen ein Ersatz, ein Trostpreis, die ungeliebte Holzmedaille oder der Sieger der Herzen.
Doch für was lernt man denn eigentlich sonst, wenn nicht für’s Leben?
© Hannes Hartl 11. Septemper 2018
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Jede Bewegung
Alles, was wir tun
Führt letzen Endes
Immer wieder zurück
Auf den Pfad
Den alle gehen müssen
Den wir ganz
Ohne Navi
Immer finden werden
Den wir oft
So sehr fürchten
Doch was nutzt
Die Furcht
Vor dem
Was das Gewisseste
In unserem Leben ist?
Denn was zählt
Ist doch der Weg
Sind die Abzweigungen
Die wir wählen
Die uns wählen
Sind die Gänseblümchen
Am Wegrand
Am Abgrund
Sind die vorsichtigen Schritte
Ins Ungewisse
In den Nebel des Tages
Was zählt
Ist nicht das Ende
Was zählt
Ist unser Sein
© Hannes Hartl, 06.07.2018
Kommentare deaktiviert für Was zählt
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik
Einst war die Farbe
Aus Silvans Leben
Gewichen
Wie in einem
Vetrocknenden Flussbett
Das Wasser
Hatte sie sich
Komplett zurückgezogen
Was übrig blieb
War das Grau
Das von überall
Auf ihn herabschallte
Das Grau
Des Betons der Stadt
Das jeder kennt
Das Grau
In den Blicken
Der Menschen
Das nur der besiegt
Der lächeln kann.
Doch auch
Wiesen, Flüsse, Tiere
Der Himmel und
Der Regenbogen
Alles war ihm grau
Geworden
Und das tiefste Grau
Sah er im Spiegel
Seiner Seele
Seinem Handeln
Seinen Sehnsüchten
Doch dann kam Elena
Setzte sich zu ihm
Und wie durch Magie
Nahm sie ihm
Den Schleier
Von der Seele
Vom Herzen
Von den Augen
Farbe kehrte zurück
Floss wieder
In die Adern
Seines Lebens
Füllte ihn an
Lies ihn endlich
Wieder tanzen
Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik