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Unruhe in Ruhe

Selten sind sie
Geworden
Die Momente
Der Ruhe

So ungewohnt gar
Dass Unruhe
Sich in die Ruhe
Mischt

Kann ich mir
Das leisten
Diese Ruhe?

Sollte ich nicht
Was tun
Was abhaken?

Nein
Jetzt nicht
Jetzt ist Ruhe


© Hannes Hartl 31.10.2021

Sonnenuntergang über einer Straße.

Anmerkung: Das Foto ist schon ein paar Wochen älter. ;-)

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Weiter

Wie viele Male
Lagen wir
Jetzt schon
Im Dreck
Haben uns
Den Staub
Abgeklopft
Das Blut
Abgewischt
Die Kleidung
Gerichtet
Sind wieder
Aufgestanden
Und haben
Weiter gemacht
Immer weiter?

Frau und Mann zerschunden.

© Hannes Hartl, 28.10.2021

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Für die Zukunft

Weiße Farbklecksreste
Gesellen sich zu
Den blauen Flecken
Den roten Kratzern
Auf meinem Arm

Müde und schwer
Meine Arme und Beine
Verspannt die Schultern
Und steif der Nacken

Dennoch darf das
Nächste arbeitsame
Wochenende
Gern kommen

Denn was mag
Erfüllender sein
Als für die eigene
Zukunft
Zu schuften?

Zeichnung eines Malerpinsels.

© Hannes Hartl, 16-29. März 2021

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Stark bleiben

Auch wenn es bei unserem Hausbau allmählich voran geht, belasten uns die vielen offenen Fragen und die Zähigkeit der Gespräche doch sehr.

Für das Gedicht hab ich lange keinen Titel und kein passendes Bild gefunden. Daher jetzt ein Fotoausschnitt von besagtem Stressobjekt.

Was trieb uns an
Was machte uns
So entschlossen?

War es Sehnsucht nach
Geborgenheit und Frieden
War es Eifersucht auf
Die Normalität der Anderen

Ich muss mich
Daran erinnern
Um stark zu bleiben
Stark genug zumindest
Den Weg
Weiter zu gehen
Zu Ende zu gehen

© Hannes Hartl, 01-25. Februar 2021

Gedicht auf Rohbau.

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Zukunftsgrundstück

Ein Rechteck
Abgesteckt und vermessen
Berechnet und beurkundet

Ein Stück Grund
Um Zukunft
Darauf zu gründen

Ein Stück Welt
Um Träume
Darauf zu errichten

Ein Stück Luft
In die wir
Wachsen dürfen

Ein Stück Gefühl
Um Heimat
Neu zu fühlen

Straße mit Wiese und Baum.

© Hannes Hartl, 11. Oktober 2018

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Der Grubenarbeiter und die Monster

Philosophisches zu Minecraft

Lange Zeit habe ich mich nicht großartig mit dem Spiel Minecraft beschäftigt. Die wahre Magie des Spiels hatte sich mir lange verschlossen. Jetzt tauche aber doch so langsam ein und beginne zu verstehen, was die Anziehungskraft von Minecraft ausmacht: Minecraft ist ein durch und durch philosophisches Spiel, ohne abgehoben zu wirken.

Schöpfungslust

Ein Bauprojekt in Minecraft

Seit wir als kleine Kinder anfingen die Welt zu begreifen, erfuhren wir auch den Zauber unserer Schöpfungskraft. Was ist das für ein Wunder: Wir landen in einer Welt voller Überraschungen. Eine Welt, in welcher wir auch noch selbst etwas erschaffen können, was zuvor nicht existierte. Die Erde in unseren Händen lässt sich zu wunderbaren Figuren formen. Die nächste Stufe der Schöpfungslust erreichen wir, wenn wir so etwas wie Bausteine in die Finger bekommen. Wir setzen einen Stein auf den anderen und erleben, wie sie plötzlich beide ihre Teilhaftigkeit verlieren und zu einem neuen Ganzen verschmelzen. Und wir erhalten die Macht, unsere Gebilde nicht nur aufzubauen, sondern auch nach Belieben einzureißen. Minecraft ist eine ganze Welt aus Klötzchen. Für große Kinder.

Grundängste

Eine Monsterfalle mit Spawner in Minecraft

Doch Minecraft ist mehr als digitales Lego. Zumal es dafür bessere Lösungen gibt. Minecraft konfrontiert uns auf eine ganz spezielle Weise mit unseren Ängsten und Grundbedürfnissen. Zumindest im Survival-Mode. Man landet zunächst in einer feindlichen Welt. Feindlich? Sieht doch alles ganz nett aus. Tja solange es hell ist zumindest. Denn in der Nacht kommen die Monster. Ja, die Angst vor der Dunkelheit – in Minecraft ist sie wichtig fürs virtuelle Überleben.

Die ersten eigenen vier WändeScreenshot einer Wohnung in Minecraft

Also muss schnellstmöglich eine erste Bleibe gefunden werden – möglichst unzugänglich für Monster. Und man braucht Licht, denn das hindert die Monster daran, unerwartet aufzutauchen. Sie treten nur an dunklen Ecken in die Minecraft-Welten und das Sonnenlicht bekommt ihnen nicht so gut. Zumindest den meisten nicht. Und schon ist man mittendrin in der Spirale. Denn für Licht braucht man Fackeln und für Fackeln braucht man Kohle und Holzstäbe und. Selbst wenn man gerade nichts im Kopf hat, was man hier und da nettes bauen könnte ist man immer auf der Suche nach Rohstoffen und Nahrung. Minecraft wirft uns zurück auf eine Stufe, auf welcher uns ein bisschen wie unsere Vorväter fühlen dürfen. Wir im Kampf mit den Elementen.

Lösemittel?

Aha, Minecraft löst also Probleme, die man ohne Minecraft nicht hätte? Ja, das wirkt erst einmalmal seltsam. Gibt es ja im Real-Life genug anzupacken. Doch Minecraft hat einen großen Vorteil gegenüber dem echten Leben: Es reduziert die Komplexität der Dinge auf ein überschaubares Maß. Eine Welt aus Würfeln – Quader, praktisch gut. Es gibt relativ wenige, dafür sehr feste Regeln, nach denen die Welt funktioniert. Diese findet man schnell durch Ausprobieren heraus. Oder man spickt bei anderen. So bekommt man so ziemlich jedes Problem einfach in den Griff. Zur Not schaltet man einfach für eine Weile die Schwierigkeitsstufe herunter, sodass einen die Monster nicht mehr piesacken können. Minecraft – die heile Welt als digitaler Rückzugsort? Wie gute Bücher, Filme und andere Kunstwerke bietet sich Minecraft natürlich auch zur Realitätsflucht an. Schließlich verleiht Minecraft dem Spieler nicht nur eine Fülle an kreativen Möglichkeiten, sondern liefert im Multiplayer-Mode auch soziale Kontakte gleich mit. Wie sooft gilt es, das richtige Maß zu finden.

Die großen Fragen

Screenshot eines Creepers in Minecraft

Minecraft vereint jedoch nicht nur Schöpfungslust und menschliche Grundängste, sondern stellt auch die großen Fragen des menschlichen Seins. Was für einen Sinn findet man in dieser Welt? Welche Ziele verfolge ich und warum? Andere Spiele haben hierfür feste Antworten parat. In Minecraft bleibt es dem Spieler selbst überlassen. Die simpelste Antwort mag lauten: Ich bin im Spiel, also spiele ich. Ich baue das jetzt und hier. Weil ich es kann.  

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