Für’s Leben

„Dann hast du wenigens etwas für’s Leben gelernt.“ Dieser Satz beschäftigt mich. Ich erinnere mich, diesen Satz als Kind gehört zu haben. Als Trost, wenn mal was ganz nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht habe.
Jetzt, als Erwachsener, verstehe ich auch besser, warum Menschen so etwas sagen. Ich verstehe, warum Fehler einem etwas beibringen können und dass man gestärkt aus Niederlagen herauskommen kann. Ich verstehe, dass es gut gemeinte Worte sein sollen, die das Positive betonen, anstatt nur das Negative zu beachten.
Aber da ist etwas, das mich an diesem Satz stört. Denn er klingt so, als wäre etwas für’s Leben lernen ein Ersatz, ein Trostpreis, die ungeliebte Holzmedaille oder der Sieger der Herzen.
Doch für was lernt man denn eigentlich sonst, wenn nicht für’s Leben?

Buch.

© Hannes Hartl 11. Septemper 2018

15 Kommentare

Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik

15 Antworten zu “Für’s Leben

  1. … vielleicht ist es nur das Wort „wenigstens“, das stört und das diesen Satz so nach Trostpreis klingen läßt … ?

    Liebe Grüße, Hannah

  2. Für z.B. Bio und Chemie, lernt man. Damit man eine einigermaßen gute Note bekommt. Und manchmal lernt man auch was fürs Leben. Manchmal das, dass das, womit man sich stunden-oder tagelang abgemüht hat um es irgendwie zu verstehen, nie wieder braucht. Anderes braucht man tatsächlich öfter und erst später kommen immer wieder die Momente, in denen gelerntes Wissen angewendet werden kann und das macht froh. 🙂

    • Den Gedankengang hatte ich auch im Kopf, aber er wollte sich irgendwie nicht gescheit formulieren lassen. ;)
      Ich denke halt, die guten Noten braucht man ja letztlich auch, um eine Arbeit zu bekommen. Eine Arbeit braucht man, um Geld für’s Leben zu haben. Also lernt doch man wieder für’s Leben. ;)

  3. ABer was bringt es einem, nur für das Leben zu lernen? Ist das dann nicht sinnlos?

  4. ellen

    Für mich bedeutet es ein Schatz an Erfahrungen, der mich in Zukunft (wohlweislich) vor einem Tritt in’s Fettnäpfchen bewahren wird.

  5. Als Kind oder Teenager mochte ich solche Hinweise überhaupt nicht und empfand das zukünftige Leben, für das ich da sammelte, als eine Art unheilvollen Eintopf, der sich aus all diesen Ereignissen zusammensetzen würde, die einem dann wieder vorgesetzt würden; ich verstand es als eine Garantie, dass es deshalb insgesamt fies würde, das Leben.
    Der positive Lerneffekt ist erst später eingetreten, als die persönliche Entscheidungsfreiheit auch erlaubte, dem Fatalismus der Wiederholungen tatsächlich durch anderes Handeln zu durchbrechen.
    ( … und Danke für den Folgeklick.)

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