Monatsarchiv: April 2013

Ventile zu?

Die Welt ist so voll von Sichtbarem, Schmeckbarem und Fühlbarem. Wir sammeln täglich so viele Informationen. Diese wecken meist Erinnerungen in uns, regen oft unsere Fantasie an und sind in der Regel mit Emotionen verknüpft.

Kein Wunder also, dass wir versuchen, die auf uns einströmenden Informationen zu kategorisieren und zu ordnen. Ständig sind wir gezwungen, zu filtern und zu reduzieren. Besonders dann, wenn wir uns auf ganz bestimmte Aspekte konzentrieren müssen, blenden wir viele Kanäle aus.

Dann dürfen wir uns aber nicht wundern, wenn die Welt grau und monoton wirkt, sollten wir vergessen haben, nach getaner Arbeit die Kanäle wieder zu öffnen.

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Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik, Philosophie

Die Sterne

Die Sterne leuchten solange sie sind. Sie leuchten, weil sie so beschaffen sind, dass sie leuchten. Wir erkennen wohl die Ursache für ihr Leuchten. Nicht aber den Grund.

Leuchtende Sterne, animiertDie Sterne leuchten nicht für uns. Und doch bietet ihr Leuchten uns Orientierung, spendet uns Licht in der Nacht und erfreut unser Herz, weil wir daran Anteil haben dürfen.

Erwarten können wir nicht, dass sie leuchten. Auch, wenn die Sterne jeden Tag und jede Nacht leuchten – egal, ob es jemand sieht oder nicht. Als wäre es selbstverständlich, dass sie leuchten.

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Eingeordnet unter Kurzgeschichtliches, Liebesschnipsel, Lyrik, Philosophie

Gewinnspiel

Hochspannung im Kopf
Fragengewitter zwischen Synapsen
Gedankenströme zwischen
Angst und Hoffnung

Nichts zu verlieren
Noch nichts gewonnen
Noch bleibt es offen
Niete? Trostpreis? Jackpot?

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Eingeordnet unter Liebesschnipsel, Lyrik

Dein Bett

Wenn ich
Ein Zauberer wäre,
Würde ich dir
Ein Bett bauen

Mit einer Matratze
Aus Küssen,
Einer Decke
Aus Umarmungen
Und mit
Anschmiegekissen

Da ich
Kein Zauberer bin
Biete ich dir
Meine Lippen,
Mein Arme
Und meine Schmiegsamkeit

Bette dich
Wann immer
Du willst

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PRIMARK-Tüten

Blau auf Braun

Raschelnd schieben sich braune Papiertüten in kleinen Grüppchen über den Bahnsteig. Sie sind gefüllt mit billigen Klamotten und tragen den blauen Schriftzug des neuen Fashion-Discounters PRIMARK. Geschleppt werden die Tüten vorzugsweise von pubertären Mädchen. Besonders während der Osterferien. Offenbar war der Osterhase spendabel. Von Beträgen im Bereich von 160 Euro berichten die jungen Konsumentinnen freimütig. Sie berichten auch davon, was für ein Ansturm PRIMARK gerade erleben muss. Da ist von Schlangen vor der Umkleide die Rede. Und von Sicherheitspersonal.

Papiertüte mit Primark-Logo

Hauptsache was gekauft?

Doch nicht nur dieses Chaos scheinen die Käuferinnen in Kauf zu nehmen: Sie präsentieren ihren Mitstreiterinnen Teile in Größe 42, obwohl ihre Figürchen vielleicht Größe 34 – maximal Größe 36 – ausfüllen. Egal, Hauptsache irgendwas ergattert, auch wenn es die richtige Größe nicht mehr gab. Mir fällt unweigerlich ein Spruch aus einer SWR3-Comedy-Sendung ein: „Wenn du nie was kaufst, kannst du auch nie was sparen!“.

Beschaffungskriminalität

Das absurdeste kommt erst noch: Den Teenagern ist völlig bewusst, dass ihre Klamotten nur so günstig sind, weil die Näherinnen als moderne Sklaven ausgebeutet werden. Die Mädchen kennen sich erstaunlich gut aus, was die Löhne der Arbeiterinnen angeht und wie viele Stunden diese arbeiten müssen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Ein kurzes betretenes Schweigen in der Runde der Jugendlichen. Dann meint plötzlich eine: „Oh, kann ich nochmal schnell zurück, ich habe was vergessen.“ Die Mädchen kichern – der Zug ist schon eine ganze Weile unterwegs.

Verantwortung?

Doch wer kann es den Fashion-Victims ernsthaft verdenken? Auch wenn ich der Einstellung nichts Gutes abgewinnen kann: ist der Hype auf PRIMARK nicht einfach nur ein weiteres Spiegelbild unserer Konsumgesellschaft? Kann die namhafte Konkurrenz wirklich Alternativen bieten? Wem kann man die Verantwortung zumuten? Den Mädchen? Den Unternehmen? Der Politik? Der Gesellschaft?

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Der Grubenarbeiter und die Monster

Philosophisches zu Minecraft

Lange Zeit habe ich mich nicht großartig mit dem Spiel Minecraft beschäftigt. Die wahre Magie des Spiels hatte sich mir lange verschlossen. Jetzt tauche aber doch so langsam ein und beginne zu verstehen, was die Anziehungskraft von Minecraft ausmacht: Minecraft ist ein durch und durch philosophisches Spiel, ohne abgehoben zu wirken.

Schöpfungslust

Ein Bauprojekt in Minecraft

Seit wir als kleine Kinder anfingen die Welt zu begreifen, erfuhren wir auch den Zauber unserer Schöpfungskraft. Was ist das für ein Wunder: Wir landen in einer Welt voller Überraschungen. Eine Welt, in welcher wir auch noch selbst etwas erschaffen können, was zuvor nicht existierte. Die Erde in unseren Händen lässt sich zu wunderbaren Figuren formen. Die nächste Stufe der Schöpfungslust erreichen wir, wenn wir so etwas wie Bausteine in die Finger bekommen. Wir setzen einen Stein auf den anderen und erleben, wie sie plötzlich beide ihre Teilhaftigkeit verlieren und zu einem neuen Ganzen verschmelzen. Und wir erhalten die Macht, unsere Gebilde nicht nur aufzubauen, sondern auch nach Belieben einzureißen. Minecraft ist eine ganze Welt aus Klötzchen. Für große Kinder.

Grundängste

Eine Monsterfalle mit Spawner in Minecraft

Doch Minecraft ist mehr als digitales Lego. Zumal es dafür bessere Lösungen gibt. Minecraft konfrontiert uns auf eine ganz spezielle Weise mit unseren Ängsten und Grundbedürfnissen. Zumindest im Survival-Mode. Man landet zunächst in einer feindlichen Welt. Feindlich? Sieht doch alles ganz nett aus. Tja solange es hell ist zumindest. Denn in der Nacht kommen die Monster. Ja, die Angst vor der Dunkelheit – in Minecraft ist sie wichtig fürs virtuelle Überleben.

Die ersten eigenen vier WändeScreenshot einer Wohnung in Minecraft

Also muss schnellstmöglich eine erste Bleibe gefunden werden – möglichst unzugänglich für Monster. Und man braucht Licht, denn das hindert die Monster daran, unerwartet aufzutauchen. Sie treten nur an dunklen Ecken in die Minecraft-Welten und das Sonnenlicht bekommt ihnen nicht so gut. Zumindest den meisten nicht. Und schon ist man mittendrin in der Spirale. Denn für Licht braucht man Fackeln und für Fackeln braucht man Kohle und Holzstäbe und. Selbst wenn man gerade nichts im Kopf hat, was man hier und da nettes bauen könnte ist man immer auf der Suche nach Rohstoffen und Nahrung. Minecraft wirft uns zurück auf eine Stufe, auf welcher uns ein bisschen wie unsere Vorväter fühlen dürfen. Wir im Kampf mit den Elementen.

Lösemittel?

Aha, Minecraft löst also Probleme, die man ohne Minecraft nicht hätte? Ja, das wirkt erst einmalmal seltsam. Gibt es ja im Real-Life genug anzupacken. Doch Minecraft hat einen großen Vorteil gegenüber dem echten Leben: Es reduziert die Komplexität der Dinge auf ein überschaubares Maß. Eine Welt aus Würfeln – Quader, praktisch gut. Es gibt relativ wenige, dafür sehr feste Regeln, nach denen die Welt funktioniert. Diese findet man schnell durch Ausprobieren heraus. Oder man spickt bei anderen. So bekommt man so ziemlich jedes Problem einfach in den Griff. Zur Not schaltet man einfach für eine Weile die Schwierigkeitsstufe herunter, sodass einen die Monster nicht mehr piesacken können. Minecraft – die heile Welt als digitaler Rückzugsort? Wie gute Bücher, Filme und andere Kunstwerke bietet sich Minecraft natürlich auch zur Realitätsflucht an. Schließlich verleiht Minecraft dem Spieler nicht nur eine Fülle an kreativen Möglichkeiten, sondern liefert im Multiplayer-Mode auch soziale Kontakte gleich mit. Wie sooft gilt es, das richtige Maß zu finden.

Die großen Fragen

Screenshot eines Creepers in Minecraft

Minecraft vereint jedoch nicht nur Schöpfungslust und menschliche Grundängste, sondern stellt auch die großen Fragen des menschlichen Seins. Was für einen Sinn findet man in dieser Welt? Welche Ziele verfolge ich und warum? Andere Spiele haben hierfür feste Antworten parat. In Minecraft bleibt es dem Spieler selbst überlassen. Die simpelste Antwort mag lauten: Ich bin im Spiel, also spiele ich. Ich baue das jetzt und hier. Weil ich es kann.  

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