Folgendes haben schon viele erkannt und geäußert. Ich bin nicht der Urheber der Sache selbst, denn die Sache war schon in mir. Ich musste sie nur für mich hervorheben:
(1) Da ich weiß und erkannt habe, dass ich bin, kann ich sagen: Wenn ich die Dinge sehe, erkenne ich, dass das Sein ist und so weiß ich, es gibt kein Nichts.
(2) Denn entweder gibt es etwas oder es gibt nichts.
(3) Wenn es aber nun etwas gibt, und das Nichts nicht, dann ist das Sein ganz und vollkommen, denn da ist kein Etwas außer dem Sein.
(4) Ganz, das heißt doch, dass es ein Einziges ist und nicht zusammengesetzt aus Vielem. Es kann aber keine mehreren Sein geben neben dem Sein, die nicht im einen Sein aufgehen, denn was würde sie vom einen Sein unterscheiden? Also ist das Sein ganz.
(5) Vollkommen heißt doch, dass dem Sein kein Etwas mehr hinzu oder weggetan werden kann. Wenn, kein Etwas ist außer dem einen Sein, kann kein Etwas dem Sein hinzukommen oder weggetan werden. Also ist das Sein ganz und vollkommen.
(6) Und wenn das Sein ganz und vollkommen ist, dann ist es auch ewig und unendlich. Denn was soll denn vor oder nach ihm, was mehr oder weniger sein, außer dem Sein selbst, wenn es doch nicht zusammengesetzt ist und wenn es doch kein Etwas ist, dem etwas hinzukommt?
(7) Wenn aber vor und nach dem Sein kein Etwas ist, so ist es nicht in der Kategorie Zeit zu denken und die Zeit ist im Sein.
(8) Und wenn kein Etwas mehr oder weniger sein kann als das Sein, dann ist das Sein nicht in der Kategorie Raum zu denken und der Raum ist im Sein.
(9) Wenn aber ein Etwas vor der Zeit ist, dann kann es „ewig“ heißen, und wenn ein Etwas vor dem Raum ist, dann kann es „unendlich“ heißen. Das Sein ist also ganz, vollkommen, ewig und unendlich.
(10) Da das Sein also ganz, vollkommen, ewig und unendlich ist, so kann ich es nicht in seinem Wesen, seiner Essenz, erkennen.
(11) Denn ich bin nicht, was man vom Sein aussagt. Ich bin weder ganz noch vollkommen, nicht ewig oder unendlich.
(12) Ich habe nur eine Beziehung, eine Verbindung zur Ganzheit, zur Vollkommenheit, zu Ewigkeit und zu Unendlichkeit. Denn ich habe Anteil am Sein, so wie die Dinge, die ich sehe, Anteil daran haben.
(13) Da ich selbst also dinglich bin, kann ich das Sein nur an den Dingen erkennen, wie gut oder schlecht sie auch sind.
(14) Dennoch weiß ich um die Ganzheit, Vollkommenheit, Ewigkeit und Unendlichkeit des Seins. Diese Erkenntnis ist zugleich Quelle des Wissens über die Erhabenheit als auch über die Nichtigkeit des eigenen Daseins.
(15) Was kann ich mehr wissen?
Anmerkung: Wer dem Sein einen anderen Namen geben will, der kann es „Gott“ nennen, denn das, was wir gewöhnlich mit „Gott“ bezeichnen ist doch kein anderes Etwas als das Sein. Denn wer dies verneint, der verneint auch, das Gott ist. Das sei jedem freigestellt, denn es ist eine Sache des Glaubens. Das Sein aber können wir schlechterdings verneinen.